Wildland

Nach dem Unfalltod ihrer Mutter soll die 17-jährige Ida fortan bei ihrer Tante Bodil und ihren drei Cousins leben, die sie kaum kennt. Trotzdem versucht ihre neue Familie auf ihre Art dem trauernden Teenager zu helfen. Doch dann wird Ida klar, warum ihre Mutter stets den Kontakt zu ihrer Schwester mied: Weil diese auf ziemlich unschöne Weise ihre Brötchen verdient. Als Matriarchin ihres heimischen Mafia-Clans vergibt sie gerne Kredite an verzweifelte Mitmenschen und lässt danach ihre Söhne zuerst mit perfider Bedrohung, dann mit den Fäusten die Schulden eintreiben. Ida muss bei den kriminellen Aktionen mittun, ob sie will oder nicht, bis einer der «Hausbesuche» in einer Katastrophe endet.

Mit ihrem Erstling «Wildland» (der dänische Titel heisst übersetzt soviel wie Fleisch und Blut) liefert Jeanette Nordahl ein düsteres und kompromissloses Drama ab, das ungebremst auf den Abgrund zusteuert. Zuvor war sie jahrelang Regieassistentin bei der dänischen Kultserie «Borgen» und konnte deshalb die grossartige «Borgen»-Hauptdarstellerin Sidse Babett Knudsen für ihren Film gewinnen. Trotzdem gehört die Leinwand ganz und gar der jungen Sandra Guldberg Kampp, die mit ihrer Rolle als Ida ebenfalls ihr Debüt feierte. Sie ist in jeder Minute absolut fesselnd als einsames und unglückliches Mädchen, das alles auf sich nimmt, um irgendwo dazuzugehören und geliebt zu werden. «Wildland» ist – wie die Familie selbst – unangenehm, beunruhigend und unberechenbar.

Sarah Stutte, Filmjournalistin

«Wildland», Dänemark 2020, Regie: Jeanette Nordahl, Besetzung: Sandra Guldberg Kampp, Sidse Babett Knudsen, Elliott Crosset Hove, Verleih: First Hand Films, http://www.firsthandfilms.ch

Kinostart: 5. November 2020