Und morgen die ganze Welt

Die 20-jährige Luisa (beeindruckend: Mala Emde) ist Jurastudentin und Tochter landadeliger Eltern. Ihrer gutbürgerlich-heilen Welt kehrt sie jedoch bewusst den Rücken, als sie sich, besorgt über die Zunahme rechtsextremer Tendenzen in Deutschland, einer antifaschistischen Gruppe anschliesst.

Fortan lebt sie mit den Aktivisten in einem besetzen Haus. Sie stören rechte Demos und Parteiveranstaltungen durch Schlachtrufe und werfen Farbeier. Schon bald findet sich Luisa inmitten von Gewalt. Sie muss sich dafür entscheiden, wie sie ihre politischen Überzeugungen leben will.

Regisseurin Julia von Heinz war in ihrer Jugend selbst in einer Antifa-Gruppe aktiv, nachdem sie als 15-Jährige von Neonazis attackiert wurde. Das mag den differenzierten Blick auf die linke Szene in diesem Politdrama erklären. Die hier gezeigte Antifa ist keine Ansammlung linker Schläger, denn Gewalt ist auch in den eigenen Reihen umstritten. Die Mehrheit sind friedliche Protestler, die mit der Problematik konfrontiert sind, dass sie vor allem gegen etwas sind und nicht für etwas. Sie führen einen ständigen Kampf gegen Windmühlen, der immer wieder die Frage stellt, mit welchen Mitteln man als junger Mensch auf Missstände reagieren soll. Eine Antwort darauf gibt der Film nicht – aber er zeigt glaubwürdig die Suche danach auf.

Sarah Stutte, Filmjournalistin

«Und morgen die ganze Welt», Deutschland/Frankreich 2020, Regie: Julia von Heinz, Besetzung: Mala Emde, Noah Saavedra, Tonio Schneider, Verleih: cineworx, Film-Homepage: http://www.undmorgendieganzewelt-film.de

Kinostart: 29. Oktober 2020 – gratis zum Streamen in der ARD Mediathek (bis 4. März 2024)