More than Honey

Es schmerzt selten so, einem Insekt beim Sterben zuzusehen wie in dem Film von Markus Imhoof. Eben hat die Biene Nektar aus einer Mandelblüte geholt, als das Fungizid auf sie niedergeht. Sie krümmt sich, taumelt und fällt. Durch Makroaufnahmen, spektakuläre Luftaufnahmen und Fahrten hinein in Bienenstöcke bringt uns Imhoof die Bienen emotional sehr nahe. Da gibt es auch schöne Momente, wenn Bienen einander Nektar überreichen, von einer neuen Nahrungsquelle berichten oder wenn eine Königin schlüpft.

Imhoof hat Orte auf der ganzen Welt besucht und so ein vielschichtiges Bienenporträt geschaffen: Ein amerikanischer Industrie-Imker fährt seine 15‘000 Bienenstöcke von Plantage zu Plantage und hält sie mit Antibiotika am Leben. Ein Schweizer Bauer versucht sein Ur-Bienenvolk rein zu halten, und in Österreich werden Bienenköniginnen gezüchtet und verschickt. Imhoofs Tochter und Schwiegersohn wiederum planen in Australien eine widerstandsfähige Bienenart. Das rätselhafte Bienensterben steht immer im Hintergrund, und die Situation in China zeigt eine düstere Zukunftsvision. Dort bestäuben Menschen die Blüten von Hand, weil es keine Bienen mehr gibt. Imhoof erläutert die besorgniserregenden Zustände, zeigt, wie Bienen geliebt, aber auch ausgebeutet werden. Vor allem aber nimmt er die Zuschauer ein für die faszinierenden Tiere, indem er aus nächster Nähe zeigt, wie sie organisieren und kommunizieren.

Andrea Lüthi, Kulturjournalistin
andrea.luethi@medientipp.ch

«More than Honey», Schweiz 2012, Regie: Markus Imhoof, Dokumentarfilm; Verleih: Frenetic Films AG, Internet: http://www.frenetic.ch, Filmwebsite: http://www.morethanhoney.ch

Kinostart: 25. Oktober 2012 – gratis zum Streamen auf http://www.playsuisse.ch