Monster

Die alleinerziehende Mutter Saori beschwert sich bei der Schulverwaltung, weil ihr zehnjähriger Sohn Minato offensichtlich von seinem Klassenlehrer beleidigt und körperlich misshandelt wurde. Die Direktorin weiss mehr über den Fall, als sie zugeben will und Hori, der Lehrer, hat seine ganz eigene Sicht auf die Dinge. Nur Minato könnte Licht ins Dunkel der Geschichte bringen, doch der Junge verschwindet spurlos, während der Landstrich von einem aufziehenden Sturm bedroht wird.

Hirokazu Kore-edas neuer Film «Monster» ist herausfordernd. Nicht nur, weil er Themen wie Mobbing, Homophobie und autoritäres Fehlverhalten in den Blickpunkt rückt, sondern weil er uns als Publikum auch mit unseren eigenen Vorurteilen als Nährboden für Ungerechtigkeiten konfrontiert. Das gelingt Kore-eda damit, indem er dieselben Ereignisse aus drei verschiedenen Perspektiven erzählt: diejenige der Mutter, des Lehrers und im abschliessenden Teil von Minato selbst. Damit zeigt der Regisseur auch die gesellschaftlichen Missstände in Japan auf – Höflichkeit und Tradition gehen vor Ehrlichkeit und freier Meinungsäusserung, was letztendlich eine Mauer des Schweigens erzwingt.

«Monster» ist ein Film, der seinen inneren, emotionalen Kern wie eine Zwiebel nach und nach entfaltet und dabei nie das ist, was er auf den ersten Blick zu sein scheint. Die Erzählung schält die ablenkenden Missverständnisse ab, von der Verzweiflung zur Hoffnung und zu der Einsicht, dass es sich immer lohnt, zweimal hinzusehen.

Sarah Stutte, Filmjournalistin

«Monster» Japan 2023; Regie: Hirokazu Kore-eda; ProtagonistInnen: Sakura Andō, Soya Kurokawa, Eita Nagayama; Verleih: Cineworx; Homepage: http://www.cineworx.ch; Filmseite: https://cineworx.ch/movie/monster/

Ab 25. Januar im Kino