L’ombra di Caravaggio

«Ich bin eine Hure, aber dank Caravaggio bin ich auch die Muttergottes», erklärt Lena dem päpstlichen Ermittler. Dieser nennt sich «der Schatten» und soll im Auftrag von Papst Paul V. herausfinden, ob der wegen Totschlags verurteilte Maler begnadigt werden soll. Der «Schatten» heftet sich an Caravaggios Fersen, trifft Freunde, Förderer und Feinde des Künstlers, um sich ein Bild von dem Mann zu machen, der in Rom derart verehrt, gehasst und gefürchtet wird.

Schnell wird klar, dass Caravaggios Tat nicht das eigentliche Motiv für seine Verurteilung zum Tod war. Vielmehr ist es die Art, wie der Künstler das Evangelium in seinen Bildern interpretiert. In seinen Werken wirken Heilige plötzlich lebensnah und sinnlich-körperlich. Noch problematischer ist für die Kirche der Umstand, dass Caravaggio seine Modelle in den niederen Schichten findet. «Das Evangelium ist hier», erklärt er und zeigt auf die Bettler und Ausgestossenen. Aber eine Hure als Vorlage für Maria – das ist doch Blasphemie!

Um das Leben und den plötzlichen Tod des italienischen Malers Michelangelo Merisi, besser bekannt als Caravaggio, ranken sich viele Legenden. Michele Placidos Künstlerbiografie sticht insofern heraus, als dass sie die letzten Jahre des Malers als einen visuell überwältigenden Thriller inszeniert. Der Film adaptiert die Farbpalette und die Hell-Dunkel-Kontraste aus Caravaggios Gemälden und erweckt dadurch nicht nur seine Kunst zum Leben, sondern verdeutlicht ihre überwältigende Wirkung.

Natalie Fritz, Religionswissenschaftlerin und Redaktorin Medientipp

«L’ombra di Caravaggio (Caravaggios Schatten)» Italien 2022; Regie: Michele Placido; ProtagonistInnen: Riccardo Scamarcio, Isabelle Huppert, Louis Garrel; Verleih: Xenix Filmdistribution GmbH; Webseite: http://www.xenixfilm.ch; Filmseite: https://www.xenixfilm.ch/de/film_info.php?ID=12047

Ab 02. November 2023 im Kino