Les nouvelles Èves

«Was? Männer mit den Indianerfrauen zusammen? Niemals!» Mit diesen Worten verweigert der Cowboy den Indianern die Zusammenarbeit. Doch die Aussage des Primarschul-Revolverhelden – wir sind mitten in einem Wild-West-Spiel im Kinderzimmer – kontert die gleichaltrige Cosima bestimmt: «Dann gibt es keine Entwicklung!»

Auch zwei Jahre nach dem nationalen Frauenstreik hat sich nur wenig geändert in der Schweiz. Ungleiche Löhne, fehlende Betreuungsangebote und Verantwortung für einen Grossteil der Care-Arbeit – in der Eidgenoss*(innen?)schaft scheint Gleichberechtigung noch immer eine Utopie zu sein. Die tatsächliche Umsetzung der Gleichstellung hinkt der gesellschaftlichen Entwicklung hinterher.

Das hängt auch damit zusammen, dass sich überlieferte Rollenbilder und -vorstellungen hartnäckig halten. Und so bleibt es an der vielbeschäftigten Universitätsdozentin und Mutter Sophie Swaton hängen, dem Sohn die Geige nachzutragen. Ihr Mann hat es vergessen …

Für «Les nouvelles Èves» begleiten sechs Regisseurinnen sechs Frauen unterschiedlichen Alters aus verschiedenen Schweizer Regionen in ihrem jeweiligen Alltag. Wir werden Zeug*innen davon, wie sich die pensionierte Pflegerin Valeria ihr neues Leben zurechtlegt und wie die Sopranistin Sela Bieri mit den fixen Frauenrollen in der Oper kämpft. Wir feiern mit der gebürtigen Venezolanerin Naima den Ausbildungsvertrag und sehen in der jungen, offenen Délphine eine Vertreterin einer neuen und hoffnungsvollen Generation. Ein wunderbares Kaleidoskop an warmer, frischer und selbstbewusster Weiblichkeit!

Natalie Fritz, Religionswissenschaftlerin und Redaktorin Medientipp

«Les nouvelles Èves», Schweiz 2021; Regie: Camille Budin, Annie Gisler, Jela Hasler, Thais Odermatt, Wendy Pillonel & Anna Thommen; Verleih: First Hand Films, https://www.firsthandfilms.ch/de/;  Filmwebseite: https://www.firsthandfilms.ch/de/eves/

Ab 18. November 2021 im Kino