Jugend ohne Gott

Deutschland ist in naher Zukunft eine digitalisierte Leistungsgesellschaft geworden. Eine Gruppe von Auserwählten findet sich in einem Wettkampf-Camp in den Bergen ein, um einen der raren Plätze an einer Elite-Universität zu ergattern. Mittels Chip werden sie jederzeit überwacht. Der eigenwillige Zach hinterfragt das Prozedere, umso mehr, als er im Wald auf die Diebin Ewa trifft. Als ein Mord geschieht, gerät Zach zwischen die Fronten, genauso wie sein Lehrer, der in die Ereignisse verwickelt ist. Der Antikriegsroman «Jugend ohne Gott» von Ödön von Horváth wurde kurz nach seinem Erscheinen 1937 verboten, galt nach dem Ende des 2. Weltkriegs dann als Pflichtlektüre im Deutschunterricht. Seine Hauptfigur ist ein junger Geschichtslehrer, der sich in Zeiten des Nationalsozialismus erst anpasst, sein humanistisches Gedankengut aber nicht lange verbergen kann. Der Roman wurde mehrfach verfilmt, 1991 mit dem verstorbenen Ulrich Mühe in der Hauptrolle. Seine Tochter Anna Maria Mühe ist nun in der Neuverfilmung von Alain Gsponer zu sehen. Dessen filmische Interpretation rückt die Schüler in den Vordergrund, die Vorfälle werden aus verschiedenen Perspektiven geschildert. Setting und Visualität sind imposant, die Jungschauspieler engagiert und für das eigentliche Zielpublikum, das mit Filmen wie «Die Tribute von Panem» oder «Die Bestimmung» gross geworden ist, trifft die europäische Dystopie nach Hollywood’schem Muster den Nerv der Zeit.

Sarah Stutte, Filmjournalistin

«Jugend ohne Gott», Deutschland 2017, Regie: Alain Gsponer, Besetzung: Jannis Niewöhner, Alicia von Rittberg, Fahri Yardim, Verleih: Pathé Films, http://www.pathefilms.ch

Kinostart: 31. August 2017