Iraqi Odyssey

In den 60er-Jahren war der Irak auf dem besten Weg, ein modernes, fortschrittliches Land zu werden. Doch 40 Jahre Diktatur, die Auswanderung eines grossen Teils der Mittelschicht, schliesslich die arabische Revolution und ihre zahlreichen Opfer, liessen ein Land in Trümmern zurück. Anhand des Schicksals seiner eigenen irakischen Grossfamilie, die heute auf der ganzen Welt verstreut ist, reflektiert der Schweizer Filmemacher Samir anschaulich die Geschichte seines Heimatlandes. Man erfährt von der osomanischen Ära, von den Jahren des britischen Völkerbund-Mandats, den Hoffnungen auf Unabhängigkeit, der Machtübernahme der Baath-Partei und der Radikalisierung unter Saddam Hussein. Auch von der Mitverantwortung des Westens für den Zusammenbruch weiter Teile dieser Welt.

Doch Samir gräbt auch nach seinen eigenen Wurzeln, sucht Antworten auf die in seiner Familie nie gestellten Fragen. Zum Beispiel die Erlebnisse während des Iran-Irak-Krieges oder die Beteiligung vieler Familienmitglieder am Widerstand und der geheime Kampf im Untergrund. Erschütternd ist dabei die Tatsache, dass jede Generation gleichermassen von Krieg, Unterdrückung und Flucht betroffen war oder immer noch ist. Ob sie in Auckland, Moskau, New York oder London sind – die Sehnsucht nach der Heimat ist allgegenwärtig. Samir erzählt eine Geschichte aus besseren Tagen, sucht die Gründe für den Wandel und zeigt dabei vor allem seinen Irak. Jenseits aller Klischees.

Sarah Stutte, Filmjournalistin
sarah.stutte@medientipp.ch

«Iraqi Odyssey», Schweiz 2014, Regie: Samir, Besetzung: Souhir Riadh Ahmed, Jamal Al Tahir, Samira Jamal Aldin; Verleih: Look now!, Internet: http://www.looknow.ch; Filmwebsite: http://www.iraqiodyssey.com

Kinostart: 5. März 2015