Il divo – Der Göttliche

Wie kaum ein anderer Staatsmann hat Giulio Andreotti (Toni Servillo) das politische Italien der Nachkriegszeit geprägt. Wenn alle um ihn herum in Rom noch schlafen, ist er bereits wach und lässt sich zum Beten in die Kirche geleiten. Während er darauf bedacht ist, so wenig wie möglich über sich selbst preiszugeben, sammelt er besonders pikante Informationen über seine Rivalen, um sie zu seinem Vorteil nutzen zu können. In privaten Gesprächen und bei öffentlichen Auftritten rechtfertigt er mit Selbstverständlichkeit die geheimdienstlichen Verbrechen, die bewusst fälschlich den Roten Brigaden zugeschrieben wurden, um die Parteien der Mitte – wie seine Democrazia Cristiana – zu stärken. Macht geht ihm über alles. Er lässt seine politischen Gegner und sogar Kollegen wie Aldo Moro aus dem Weg schaffen. Paolo Sorrentinos Portrait Andreottis (IT 2008) ist eine grandios inszenierte Metapher auf die dunkle Seite der Macht