Geburt

Geboren werden, ist ein durch und durch leibhaftiger Prozess. Bereits die Vorbereitung ist ein sorgfältiges Erspüren und Betrachten der Vorgänge im Leib der Mutter. Die Kamera bleibt dabei nah am Körper, auf den Händen und dem gewölbten Leib. In zwei Geburten geht die Kamera aber auch ganz nah an die Vagina der Mutter heran: das hervorstossende Köpfchen ist bereits zu sehen. Die letzten Wehen treiben das Kind aus dem Leib. Das Neugeborene gleitet heraus, ganz verschmiert und verklebt. Was für eine Anstrengung und welche Erleichterung eine Geburt sein kann, lässt sich so hautnah miterleben.

Die gelernte Krankenschwester und Filmemacherin Silvia Haselbeck und ihr Partner Erich Langjahr haben zwei Paare begleitet. In Form einer Langzeitstudie gehen sie mit ihnen den Weg des „Auf-die-Welt-Kommens“. Die teilnehmende Beobachtung ist dabei höchstes Prinzip: Nur mit Bildern und kurzen Schrifteinblendungen gelingt es, eine zeitgemässe Darstellung der Geburt auf die Leinwand zu bringen. Die intimen Momente wirken in keinem Moment peinlich, weil das Vertrauen der gebärenden Mütter zum Filmteam stets spürbar ist. Natürlich bewegt sich der Blick hautnah an den Ereignissen, lässt nicht ab von den wunderbar vielfältigen Hautmembranen, die sich hier zeigen. So ist der Film selbst eine Geburt, die das Risiko des Scheiterns eingeht und doch auf das Wunder des Lebendig-Werdens hofft.

Charles Martig, Filmbeauftragter Katholischer Mediendienst
charles.martig@kath.ch

„Geburt“ (Originaltitel), Schweiz 2009, Regie: Silvia Haselbeck und Erich Langjahr, Dokumentarfilm; Verleih: Langjahr Film GmbH, http://www.langjahr-film.ch

Kinostart: 22. Oktober 2009