Evangelische Perspektiven. Das wilde Denken – Annäherung an das Unbewusste und die Magie

In seinem berühmten Buch «Das wilde Denken» beschrieb der französische Ethnologe Claude Lévi-Strauss vor 50 Jahren die ganzheitliche und mit der Natur verbundene Weltsicht indigener Kulturen als gleichberechtigten Zugang zur Wirklichkeit. Die Kulturforschung hat seitdem deutlich gemacht, dass auch die europäische Zivilisation ihre Wurzeln im indigenen Denken hat, was bei Mystikern und Romantikern aufblühte und sich bis heute in Kunst, Kultur und Philosophie findet. Was aber ist ‚wildes Denken‘? Es betrifft alle Formen der Welt-Erfahrung, die über die rein materielle Erklärung hinausgehen und versucht, das begrenzte rationale Weltbild zu erweitern. Damit ist das ‚wilde Denken‘ nicht nur eine ethnologische Kategorie, sondern auch eine theologische, philosophische und kulturelle, die dazu aufruft, ihm auch in der Moderne einen Platz einzuräumen. Schliesslich hat uns die Ausschliesslichkeit rationalen Denkens in vielen Bereichen in Sackgassen und akute Krisen geführt