Essay. Mutterseeleneinsam

Einsamkeit gehört zu den ambivalenten Gefühlen unserer Zeit. Wir wählen sie einerseits ganz bewusst und investieren unseren sauer verdienten Jahresurlaub, um sie allein im Wald, im Kloster oder in den Bergen zu suchen. Denn einsame Wölfe kommen überall durch. Andererseits: im falschen Moment einsam sein will niemand. Während Alleinsein ja noch als selbst gewählter Luxuszustand durchgeht, kann Einsamkeit eine ganz andere Qualität haben. Gerade noch allein, jetzt schon mutterseeleneinsam? Vielleicht ist es mit der Einsamkeit ja auch wie mit gutem Schnaps: Zu viel davon, und es geht uns schlecht. Zu wenig davon, und wir sehnen uns nach ihr. Eine subjektive Untersuchung mit psychologischen Auslassungen und poetischen Einlassungen. Mit Erfahrungsberichten, Eifersuchtsanfällen und dem Versuch, sich ein schales Gefühl konsequent schönzureden