Dora oder die sexuellen Neurosen unserer Eltern

Dora ist 18 Jahre alt und geistig behindert. Als ihre Mutter ihre Medikamente absetzt, erwacht sie aus einer Lethargie, allerdings anders als ihre Eltern sich das gewünscht hätten. Sie entdeckt das Leben voller Neugierde und diese fördert auch ein sexuelles Verlangen zutage. Als sie Peter begegnet und dieser in einer U-Bahntoilette über sie herfällt, sind die Eltern entsetzt, bringen Dora zum Arzt, zur Polizei und zur Psychologin. Die Situation spitzt sich zu, weil Dora Peter weiterhin trifft und Sex mit ihm hat. Bald darauf wird sie zum ersten Mal schwanger und ihre Mutter überredet sie zur Abtreibung. Als Dora jedoch das zweite Kind erwartet und es behalten will, kommt die Mutter nicht damit klar.

Der Film basiert auf dem erfolgreichen Theaterstück «Die sexuellen Neurosen unserer Eltern» von Lukas Bärfuss. Regisseurin Stina Werenfels («Nachbeben») hat den thematisch anspruchsvollen Stoff für die Leinwand adaptiert. Dabei ist ihr die seltene Balance zwischen ernsthaften und witzigen Momenten wunderbar gelungen. Auch visuell wird dieser etwas andere Ablöseprozess eines Kindes von seinen Eltern wahrhaftig umgesetzt, immer nah an den Gefühlen der einzelnen Figuren. Victoria Schulz spielt ihre Rolle als Dora brillant. In der berührendsten Szene des ganzen Films schreit Dora förmlich heraus, dass sie nicht behindert sein will. Die Freiheit, die ihr das Umfeld nicht gewährt, nimmt sie sich selbst.

Sarah Stutte, Filmjournalistin
sarah.stutte@medientipp.ch

«Dora oder die sexuellen Neurosen unserer Eltern», Schweiz 2014, Regie: Stina Werenfels, Besetzung: Victoria Schulz, Jenny Schilly, Lars Eidinger; Verleih: Filmcoopi Zürich, http://www.filmcoopi.ch; Filmwebsite: http://www.dschointventschr.ch

Kinostart: 19. Februar 2015