Deux

Die beiden Rentnerinnen Nina und Mado sind seit Jahrzehnten ineinander verliebt. Im Geheimen. Für die Aussenwelt, vor allem Mados zwei erwachsene Kinder, sind sie nur zwei befreundete Nachbarinnen. An ihrem Geburtstag will die verwitwete Mado endlich die Wahrheit sagen, denn sie plant, mit Nina in Rom den gemeinsamen Lebensabend zu verbringen. Doch dann macht sie einen Rückzieher. Mados Versäumnis, die Last ihres Geheimnisses loszuwerden, führt zusammen mit Ninas wütender Reaktion dazu, dass sie einen schweren Schlaganfall erleidet, der sie bewegungs- und sprachunfähig macht. Nina bleibt in der Folge aussen vor. Umso verzweifelter sucht diese den Kontakt, überzeugt davon, dass ihre Verbindung stark genug ist, um Mado aus ihrem Zustand zu befreien. Das Spielfilmdebüt des italienischen Regisseurs Filippo Meneghetti ist ein leiser, tief bewegender Film. Unaufgeregt und fern jeglicher Klischees rückt dieser die Liebe zwischen zwei älteren Frauen ins Zentrum, deren langjährige verborgene Beziehung nach einer Tragödie bedroht ist. Es schmerzt mitanzusehen, welch hohen psychischen und physischen Tribut die Aufrechterhaltung einer Lüge, die sich im Laufe der Zeit verfestigt hat, fordern kann. Universell macht die Geschichte, dass sie den innigen Wunsch nach emotionaler Intimität und einer einzigartigen Verbindung spiegelt, die alle Hindernisse überwinden kann. Dies wird nie oberflächlich, sondern über das feinfühlige Spiel der beiden Hauptdarstellerinnen vermittelt

Sarah Stutte, Filmjournalistin

«Deux», Frankreich 2020, Regie: Filippo Meneghetti, Besetzung: Barbara Sukowa, Martine Chévallier, Léa Drucker, Verleih: First Hand Films, http://www.firsthandfilms.ch

Kinostart: 19. August 2021