Cronofobia

Anna und Suter sind beide einsam. Anna, weil sie sich in ihrem Haus einschliesst und um ihren verstorbenen Mann und alles Vergangene trauert. Suter, weil er als Ladendetektiv stets seine Identität wechselt und überall und nirgendwo zu Hause ist. Anna leidet, weil sie sich festklammert an dem, was es nicht mehr gibt. Suter leidet, weil er trotz seiner Rastlosigkeit nicht seiner Vergangenheit und Schuld entfliehen kann. Das beeindruckende Spielfilm-Debut «Cronofobia» des Schweizer Regisseurs Francesco Rizzi erzählt von der Begegnung dieser beiden unterschiedlichen Protagonisten – mit packender Handlung und bestechender Ästhetik.

Chronophobe Menschen fürchten das Vergehen der Zeit. Sie haben das Gefühl, dass alles zu schnell geschieht und keine Zeit bleibt, um das Geschehene angemessen zu erleben und vernünftig zu verarbeiten. Hier prallt die Geschichte mit den weisen Worten des alttestamentlichen Predigers Kohelet zusammen, der betonte, dass ein jegliches seine Zeit hat und alles vergänglich ist. Hier treffen Annas und Suters Schicksale auch auf unseren eigenen Alltag, der unablässig an uns vorüberzieht und uns herausfordert. So kann der Film auch uns aufzeigen, wie wertvoll die kurze Zeit ist, die uns auf Erden geschenkt ist, und wie wichtig es ist, in dieser Frist uns selbst und die eigene Identität zu pflegen und uns auch auf die Menschen um uns herum einzulassen.

Thomas Schüpbach, Pfarrer ref. Kirchgemeinde Zürich-Sihlfeld und Mitglied bei Interfilm

«Cronofobia», Schweiz 2018, Regie: Francesco Rizzi; Besetzung: Vinicio Marchioni, Sabine Timoteo, Leonardo Nigro; Verleih: cineworx gmbh, http://www.cineworx.ch

Kinostart: 04. Juli 2019