Azor

Yvan de Wiel ist Genfer Privatbankier in dritter Generation. Perfekt gekleidet, gebildet und mit vorzüglichen Manieren vertritt er eine diskrete Gilde. De Wiel reist in Begleitung seiner schönen und gescheiten Frau Inés nach Buenos Aires, um seinen Geschäftspartner René Keys zu suchen. Der charismatische Keys ist wie vom Erdboden verschluckt. Und dennoch omnipräsent in den Erzählungen ihrer reichen Kunden, die de Wiel nun aufsucht, um seinen Partner zu finden.

Die Welt des durch die Militärdiktatur verängstigten Geldadels sieht wunderschön aus. Seidene Tapeten, uralte Alleen, üppige Gärten und feudale Häuser. De Wiel hört dort den melancholischen Erzählungen seiner Kunden zu, die längst verstanden haben, dass ihre Welt dem Untergang geweiht ist.

Angetrieben vom Neid auf seinen verschwundenen Partner und dem Ehrgeiz seiner Frau, dringt de Wiel immer tiefer ins Zentrum der Macht vor, vorbei an religiösen Männerzirkeln und patriarchalen Grossgrundbesitzern, bis er in seinem El Dorado angekommen ist.

Spätestens jetzt platzt die Illusion der schönen Welt und de Wiel wird schlicht zum Verbrecher.

Die perfekt komponierten Bilder, das wohltemperierte Licht und das getragene Tempo des Filmes kreieren die Atmosphäre einer integren Welt mit Tradition und Werten und die leise Hoffnung darauf, so etwas könne wirklich existieren. Gleichzeitig schafft Andreas Fontana mit der Suche nach dem Verschwundenen eine unheimliche Spannung. Sie erinnert uns daran, sich auf keinen Fall der Illusion dieser Welt hinzugeben.

Eva Meienberg, Redaktorin Medientipp

«Azor», Schweiz, Argentinien 2021, Regie: Andreas Fontana, Besetzung: Fabrizio Rongione , Stéphanie Cléau, Elli Medeiros; Verleih: Xenix Film Distribution GmbH, Internet: http://www.xenixfilm.ch/de/index.php, Filmwebsite: http://www.xenixfilm.ch/de/film_info.php?ID=12013

Kinostart: 7. Oktober 2021