Wolkenbruch

Der Haussegen hängt schief bei der jüdisch-orthodoxen Familie Wolkenbruch. An ihrem Sprössling Mordecai, kurz Motti, verzweifelt seine Mutter, die den jungen Mann gerne mit einem netten jüdischen Mädchen verheiraten würde. Doch Motti ist wählerisch, aus gutem Grund: Er hat sich an der Uni in seine unkonventionelle Mitstudentin Laura verliebt. Leider ist diese aber eine Schickse, eine Nichtjüdin, und damit in Mamas Augen ein «no go».

Michael Steiner hat mit der Verfilmung von Thomas Meyers Kultbuch längeren Namens eine kurzweilige Komödie geschaffen, die schon am diesjährigen Zurich Film Festival begeisterte. Dem Zuschauer werden die Liebesnöte des jungen Motti auf dessen unbeholfen-charmante Art nähergebracht, ohne dabei den Protagonisten vorzuführen. Vielmehr fühlt und hofft man mit Motti – und das, obwohl der Liebesgeschichte mitunter der glaubhafte Boden fehlt. Dass man Motti trotzdem ins Herz schliesst, ist vor allem dem vielseitigen Spiel von Joel Basman zu verdanken, der seine Figur behutsam reifen lässt.

Unterhaltsam ist es auch, wenn Motti sich für Erklärungen zum jüdischen Glauben und drohenden Konsequenzen stets direkt ans Publikum wendet. Der aus der Buchvorlage übernommene Wechsel zwischen Hochdeutsch gesprochenen und jiddischen Dialogen setzt dagegen gutes Zuhören voraus. Die liebevolle Zürich-Färbung ist ein weiterer Gewinn – und selbst dann stimmig, wenn Motti traurig über die Tramschienen unter der Hardbrücke läuft.

Sarah Stutte, Filmjournalistin

«Wolkenbruch», Schweiz 2018, Regie: Michael Steiner, Darsteller: Joel Basman, Inge Maux, Noémie Schmidt, Verleih: DCM Film, http://www.dcmworld.ch, Webseite: http://www.wolkenbruch-film.ch

Kinostart: 25. Oktober 2018