Toni Erdmann

Ines traut ihren Augen nicht, als ihr Vater Winfried unangemeldet an ihrem Arbeitsplatz in Bukarest auftaucht. Der distanzlose Scherzkeks Mitte sechzig und die ehrgeizige Unternehmensberaterin sind zwar Vater und Tochter, scheinen aber in jeder Hinsicht von verschiedenen Planeten zu stammen. Je mehr Zeit der Alt-68er und die toughe Managerin miteinander verbringen, desto offensichtlicher werden die Differenzen zwischen ihnen. Als die Spannungen unerträglich werden, schlüpft Winfried mit Perücke und Spassgebiss in die Rolle seines Alten Egos Toni Erdmann und mischt als solcher das Arbeits- und Privatleben seiner Tochter kräftig auf.

«Toni Erdmann» ist Komödie und dramatisches Familienporträt zugleich. Es ist schmerzhaft zu sehen, wie Ines ihren gutmütigen Vater auf Distanz hält und es ist gleichzeitig äusserst amüsant, wie Winfried aka Toni das Leben seiner Tochter zwischen oberflächlichen Partynächten und unterkühlter Geschäftswelt durcheinander bringt. Mit viel Humor und einer grossen Portion Ehrlichkeit greift der Film nicht nur das Thema familiärer Spannungen auf, sondern schlägt auch kritische Töne zu Sexismus in der Arbeitswelt und zur rücksichtslosen Profitmaximierung an.

Regisseurin Maren Ade ist ein vielschichtiger, unterhaltsamer und tiefgründiger Film gelungen, der völlig zu Recht bei den Filmfestspielen in Cannes 2016 für Furore sorgte und mit dem Preis der FilmkritikerInnen geadelt wurde.

Laura Lots, Redaktion Medientipp

«Toni Erdmann», Deutschland/ Österreich 2016, 162 Minuten, Regie: Maren Ade, Besetzung: Peter Simonischek, Sandra Hüller; Verleih: Filmcoopi Zürich AG, Internet: http://www.filmcoopi.ch

Kinostart: 21. Juli 2016