They Shall Not Grow Old

Die Stimmen der Männer hallen nach in der Leere, die der Krieg hinterlassen hat. Sie gehören britischen Soldaten. Überlebenden des 1. Weltkriegs, die Jahrzehnte später erzählen, wie sie der Krieg, den sie anfangs so euphorisch begrüssten, zeichnete. Wie sie daran wuchsen, aber auch daran zerbrachen. Wie sie nächtelang und über Jahre in den Schützengräben lagen, viele von ihnen noch minderjährig, umgeben von Tod, Dreck und Ratten. Die Köpfe voller Läuse, die Füsse in von Urin aufgeweichten Stiefeln und in Kleidern, die von Nässe und Kälte erstarrt waren. Nein, alt werden sollten sie hier nicht.

Peter Jackson greift in seiner dichten Dokumentation auf historisches Archivmaterial in Bild und Ton zurück, ergänzt die ursprünglich stummen schwarz-weissen Aufnahmen um Hintergrundgeräusche und koloriert sie – just ab dem Moment, als den jungen Männern der tödliche Ernst ihrer Lage bewusst wird. Dank des enormen technischen Aufwands wird dieser Krieg auf eine einzigartige Weise emotional erlebbar, auch für ein heutiges Publikum. Dabei zeigt Jackson auch die andere Seite des Krieges. Gibt den Kameraden, die sich mit Spässen vom Kriegsalltag ablenken, Gesichter. Jackson klammert nicht aus, dass nichts auf die Heimkehrer wartete. Jackson, dem Neuling im dokumentarischen Fach, ist eine bewegende Hommage gelungen – als persönliche Widmung an den eigenen, unbekannten Grossvater, der von 1910 bis 1919 gedient hat sowie an die Opfer einer ganzen Generation.

Sarah Stutte, Filmjournalistin

«They Shall Not Grow Old», Vereinigtes Königreich/Neuseeland 2018, Regie: Peter Jackson, Verleih: Warner Bros. Homepage: http://www.warnerbros.ch, http://www.theyshallnotgrowold.movie/

Kinostart: 27. Juni 2019