The Blind Man Who Did Not Want to See Titanic

Jaakko ist ein Mittvierziger, liebt Filme, hat Multiple Sklerose. Er sitzt im Rollstuhl und ist als Folge der Krankheit erblindet. Seine Wohnung verlässt er kaum, in seiner Situation geht das nur mit Unterstützung.

Jaakkos Tage werden strukturiert und erfüllt durch die Gespräche mit Sirpa. Auch sie ist nicht gesund und ist an ihr Zuhause gebunden. Obwohl sich die beiden noch nie getroffen haben, zeugen ihre Gespräche von einer tiefen Zuneigung und Lebensfreude. Als Sirpa eine schlechte Diagnose erhält, beschliesst Jaakko, allein mit dem ÖV zu ihr zu reisen und sie zu unterstützen. Doch der Weg quer durch Finnland wird zur Odyssee…

Der finnische Regisseur Teemu Nikki erzählt Jaakkos Geschichte in «The Blind Man…» auf eine unerwartete Weise. Protagonist Jaakko steht im Zentrum des Films. Wie klein sein Bewegungsradius ist, verdeutlichen die Nahaufnahmen, die alles um Jaakko herum nur unscharf zeigen. Zugleich zeigt der Regisseur damit eindringlich auf, wie erheblich die Abhängigkeit von anderen Menschen in dieser Situation ist. Jaakko muss darauf vertrauen, dass die «Nichtbehinderten» ihm helfen und seine Lage nicht ausnutzen.

Authentisch wirkt der Film auch deshalb, weil Hauptdarsteller Petri Poikolainen an der gleichen Krankheit wie Jaakko leidet; die Geschichte ist jedoch frei erfunden. Poikolainens Spiel ist hochemotional, gleitet aber nie in Pathos ab, dazu sind die Dialoge viel zu finnisch-lakonisch. Ein kleiner Film, der eine grosse Welt eröffnet.

Natalie Fritz, Religionswissenschaftlerin und Redaktorin Medientipp

«The Blind Man Who Did Not Want to See Titanic» Finnland 2021; Regie: Teemu Nikki; ProtagonistInnen: Petri Poikolainen, Marjaana Maijala, Samuli Jaskio; Verleih: cineworx; Homepage: https://www.cineworx.ch; Filmseite: https://cineworx.ch/movie/the-blind-man-who-did-not-want-to-see-titanic/

Ab 13. Juli im Kino