Subtraction

An einem regnerischen Tag in Teheran glaubt die schwangere Fahrlehrerin Farzaneh, ihren Mann Jalal gesehen zu haben, wie er ein fremdes Haus betritt. Sie vermutet, dass dieser eine Affäre mit einer anderen Frau hat.

Stattdessen trifft das Ehepaar wenig später auf sein Spiegelbild – die Eheleute Bita und Mohsen, die genau aussehen wie sie und sich nur charakterlich von ihnen unterscheiden. Nach dem ersten Schock versuchen Jalal und Bita ihre Probleme – Mohsen hat einen Geschäftspartner verprügelt und muss sich bei dessen Familie entschuldigen, um einer Haftstrafe zu entgehen – durch einen Rollentausch zu lösen. Doch das zieht erschütternde Konsequenzen nach sich.

Der iranische Regisseur Mani Haghighi ist im Genrekino zu Hause – sein Film «Pig» von 2018 handelte von einem Serienmörder, der berühmte einheimische Regisseure tötet. Nur den einen, der mit einem Berufsverbot belegt ist, straft der Killer mit Nichtachtung. Schon hier vermittelte Haghighi seine politische Botschaft nicht so offenkundig wie viele seiner Landskollegen, sondern verpackte sie in eine bissige Gesellschaftssatire.

Auch in seinem Science-Fiction-Thriller «Subtraction» kritisiert er nicht den autoritären iranischen Staat an sich, vielmehr nimmt er die Iranerinnen und Iraner abermals selbst in den Fokus. Das Motiv des Spiegels steht für eine schizophrene Gesellschaft, in der jeder Mensch zwei Gesichter hat. In dieser Unehrlichkeit sieht Haghighi das Hauptproblem, durch das Unterdrückung überhaupt erst funktionieren kann.

Sarah Stutte, Filmjournalistin

«Subtraction» Iran 2022; Regie: Mani Haghighi; ProtagonistInnen: Taraneh Alidoosti, Navid Mohammadzadeh, Ali Bagheri; Verleih: Trigon Film; Homepage: http://www.trigon-film.org; Filmseite: https://www.trigon-film.org/de/movies/subtraction

Seit 31. August im Kino