Sorry We Missed You

Newcastle. Die Finanzkrise hat Ricky Turner und seine Familie arg gebeutelt. Führten sie vorher ein gutes Leben, so ist dieses zusammen mit der Finanzblase zerplatzt. Die Schulden türmen sich. Ricky und seine Frau Abby arbeiten bis zur totalen Erschöpfung, um sich und die beiden Kinder über die Runden zu bringen. Ricky hat sich von seinem neuen Job als Paketzusteller viel erhofft, aber die Arbeitsbedingungen sind unmenschlich und der Chef ein herzloser. Auch Spitex-Schwester Abby hat 14-Stunden-Tage und dabei weder Zeit für ihre betagten Patienten noch für ihre Kinder.

In diesem Sinne ist der Titel von Ken Loachs gesellschaftspolitischer Analyse Programm. «Sorry We Missed You» – die Phrase auf den Zustellkärtchen des Paketlieferanten – ist auch eine Referenz an die Situation vieler «Working Poor», die, weil sie dauernd arbeiten müssen, kaum Zeit für sich und ihre Kinder haben. Auch Ricky und Abby kämpfen tagtäglich für den Familienzusammenhalt, wollen für ihren rebellierenden Sohn und die sensible Tochter da sein. Doch das System nimmt keine Rücksicht auf solche Bedürfnisse – kleine Rädchen werden einfach ersetzt …

Altmeister Loach legt einmal mehr eindringlich dar, wie unmenschlich das britische Sozialsystem ist und inszeniert den familiären Zusammenhalt als letzte Hoffnung. Denn, erklärt ein Polizist auf der Wache, der den straffällig gewordenen Sohn zurechtweist, eine Familie, die sich kümmert, ist etwas Grosses – in Zeiten wie diesen.

Natalie Fritz, Religionswissenschaftlerin und Redaktorin Medientipp

«Sorry We Missed You», Grossbritannien/Frankreich/Belgien 2019, Regie: Ken Loach, Besetzung: Kris Hitchen, Debbie Honeywood, Rhys Stone; Verleih: Filmcoopi Zürich; http://www.filmcoopi.ch; Film-Homepage: https://www.filmcoopi.ch/movie/sorry-we-missed-you

Kinostart: 31. Oktober 2019