Something You Said Last Night

Familie ist – besonders im queeren Umfeld – oft ein schwieriges Thema. Komplizierte Gefühle und Beziehungen, Gedanken zwischen Loslösen und Vertrautheit stehen in Konflikt mit der Sehnsucht nach Liebe und Verständnis. Diejenigen, die jemanden am besten kennen, können diese Person auch am meisten verletzen. Vor allem, wenn Selbsterkenntnis und Selbstliebe für das eigene Überleben unabdingbar sind.

Diese Themen klingen in «Something You Said Last Night», dem Spielfilmdebüt der kanadisch-italienischen Trans*-Filmemacherin Luis De Filippis leise an. Der Film, der lose von ihrer eigenen Familie inspiriert ist, erzählt von der jungen Renata, die während eines einwöchigen Familienausflugs auf engstem Raum zwischen Bindung und Entfremdung schwankt. So teilt Renata sich mit ihrer Schwester ein Schlafsofa im Wohnzimmer, während zwischen ihnen – doch nicht nur dort – langsam die Spannungen zunehmen.

Auch die Eltern pendeln zwischen kleinen Zwistigkeiten und innigen Augenblicken hin und her. In vielen kleinen häuslichen Momenten baut De Filippis schnell eine berührende Intimität auf und malt eine erkennbare Familiendynamik mit nicht viel mehr als einem grünen Smoothie. Das Schöne an dieser Geschichte, die Tiefe im Alltäglichen findet, ist dabei, wie natürlich und liebevoll hier eine Familie miteinander umgeht, in der die Transsexualität der Tochter nie zum Problemthema gemacht, sondern einfach als selbstverständlich betrachtet wird.

Sarah Stutte

«Something You Said Last Night», Kanada/Schweiz 2022; Regie: Luis De Filippis; ProtagonistInnen: Carmen Madonia, Paige Evans, Ramona Milano; Verleih: First Hand Films; Homepage: https://www.firsthandfilms.ch/de/something-you-said-last-night/; Filmseite: https://www.cinedokke.ch/Something-You-Said-Last-Night-445f7900

Ab 6. Juli 2023 im Kino