Simone Veil – Ein Leben für Europa

«Ich war dort und es ist passiert!» – Was die Französin Simone Veil als Sechzehnjährige in Auschwitz (über)erlebt hatte, prägte sie für das ganze Leben. Veil schaute fortan dorthin, wo sonst niemand freiwillig hinblickte. Sie sprach öffentlich aus, was sonst gerne unter den Tisch gewischt wurde.

Als Beamtin im Justizministerium forderte sie eine menschenwürdige Unterbringung der Gefangenen. 1975 brachte Veil als Gesundheitsministerin die Legalisierung des Schwangerschaftsabbruchs durchs Parlament. Dadurch wurde sie einerseits zu einer feministischen Ikone linksliberaler Kreise, andererseits zum Feindbild konservativer Kräfte.

Dabei war Veil stets eine Politikerin der Mitte, die ihren Einsatz für diejenigen am Rande damit begründete, dass sie erlebt habe, was passieren könne, wenn dem Unrecht nicht Einhalt geboten werde.

Regisseur Olivier Dahan beendet seine Trilogie über starke Frauen (Edith Piaf, Gracia Patricia) mit dem Biopic über Simone Veil würdevoll – Veil ist die fünfte Frau, die im Panthéon, der nationalen Ruhmeshalle Frankreichs, bestattet wurde.

Der Film springt zwischen den Zeiten hin und her, verknüpft zentrale Ereignisse aus Veils Kindheit und Jugend mit ihrer politischen Arbeit sowie mit ihrem Leben als Mutter und Grossmutter. Dadurch wird ihre intrinsische Motivation deutlich und es entsteht ein lebendiges Bild dieser starken Frau, die ihr Umfeld und sich selbst dazu zwang, sich mit unangenehmen Problemen auseinanderzusetzen, um sie zu lösen.

Natalie Fritz, Religionswissenschaftlerin und Redaktorin Medientipp

«Simone Veil – Ein Leben für Europa», Frankreich/Belgien 2022; Regie: Olivier Dahan; ProtagonistInnen: Elsa Zylberstein, Rebecca Marder, Mathieu Spinosi; Verleih: Filmcoopi; Homepage: https://www. filmcoopi.ch; Filmseite: https://www.filmcoopi.ch/movie/simone-veil-ein-leben-fur-europa

Ab 20. April im Kino