Prisoners of Fate

Eine afghanische Mutter telefoniert mit ihrem kleinen Sohn. Dieser fragt, wann sie ihn endlich hole. «Ich warte schon so lange», sagt er. Die Mutter weint. Auf der dramatischen Flucht aus dem Iran wurde der damals Sechsjährige entdeckt und musste zurückbleiben. Die Eltern haben es mit ihrer kleinen Tochter in die Schweiz geschafft und hier Asyl beantragt. Seitdem kämpfen sie um einen Familiennachzug.

Im selben Asylzentrum ist auch Mahmad untergebracht, der seine Tränen irgendwann auch nicht mehr zurückhalten kann. Er ist ein iranischer Kriegsveteran, den seine traumatische Vergangenheit nicht loslässt. «Ich kann nicht vergessen. Der Krieg hat sich tief in meinen Kopf eingegraben. Er frisst mich lebendig auf», erzählt er seinem Freund. Trotzdem ist er davon überzeugt, dass jeder Mensch alles erreichen kann, was er will. Wenn das Schicksal es so vorherbestimmt hat.

Der Schweizer Regisseur Mehdi Sahebi begleitete für seinen Film mehrere iranische und afghanische Flüchtlinge über Jahre. Dadurch ist eine ganz besondere Nähe zu seinen Protagonist:innen entstanden. Sahebi flüchtete selbst 1983 aus dem Iran in die Schweiz und kann deshalb deren innerliche Zerrissenheit nachvollziehen. Eine ältere afghanische Frau sagt im Film: «Ich habe nicht ein einziges Jahr meines Lebens in Frieden gelebt». Das stimmt nachdenklich und dankbar über unsere Privilegien und weckt Mitgefühl für Menschen, die entwurzelt wurden und doch immer die Hoffnung auf ein besseres Leben mit sich tragen.

Sarah Stutte, Filmjournalistin

«Prisoners of Fate» Schweiz 2023; Regie: Mehdi Sahebi; ProtagonistInnen: Mojtaba Seyedi, Omid Jafari, Sanam Hosseini; Verleih: Cineworx; Homepage: http://www.cineworx.ch; Filmseite:  https://www.prisoners-of-fate.com/

Ab 14. März im Kino