Portrait de la jeune fille en feu

Bretagne, 1770: Die Adelige Héloïse soll in Mailand verheiratet werden. Bedingung ist, dass der Bräutigam vorab ein Portrait von ihr erhält. Héloïse, die eigentlich als Nonne leben wollte, will nicht Modell sitzen. So steht die junge Malerin Marianne vor einer sehr herausfordernden Aufgabe: Offiziell engagiert als Gesellschafterin von Héloïse, versucht sie, sich auf gemeinsamen Spaziergängen deren Züge zu merken und im Geheimen nachzumalen. Dabei gerät auch sie in den Fokus von Héloïse und eine intensive Auseinandersetzung beginnt.

«Portrait de la jeune fille en feu» glänzt mit einem brillanten Drehbuch, das 2019 am Filmfestival von Cannes ausgezeichnet worden ist. Hinzu kommen aussergewöhnliche Leistungen der Schauspielerinnen und raffinierte Einstellungen, die die Geschichte dann und wann auch ohne Dialog unterstreichen und weitererzählen. Alleine die Schlussszene ist derart ausgeprägt und atemberaubend, dass sie noch lange nachwirkt. Sehr gelungen ist der Einbezug der Musik und die Verknüpfung der Handlung mit der Tragödie von Orpheus und Eurydike. Entstanden ist mehr als ein grosser Frauenfilm: Regisseurin Céline Sciamma porträtiert nicht nur zwei Frauen, die sich auf Augenhöhe begegnen, sondern gibt auch Einblick in die damalige Definition von Kunst. Ihr Film ist klug recherchiert und zeigt, wie schwer es ist, Konventionen zu brechen und neue Wege zu gehen.

Thomas Schüpbach, Pfarrer ref. Kirchgemeinde Zürich und Mitglied bei Interfilm

«Portrait de la jeune fille en feu», Frankreich 2019, Regie: Céline Sciamma; Besetzung: Adèle Haenel, Noémie Merlant, Luàna Bajrami; Verleih: cineworx gmbh, http://www.cineworx.ch

Kinostart: 24. Oktober 2019