No Bears

Der Regisseur Jafar Panahi hat sich ein Zimmer in einem Dorf an der iranisch-türkischen Grenze gemietet. Von dort aus überwacht er mit Laptop und Handy die Dreharbeiten seines Films, die nicht weit entfernt stattfinden. Die Filmgeschichte fokussiert dabei auf ein iranisches Paar im Exil, das real hofft, in Frankreich Asyl zu finden.

Sein Regieassistent versucht Panahi davon zu überzeugen, den Drehort mithilfe von Schmugglern zu besuchen. Doch diese Grenze will der Regisseur nicht überschreiten. Zurück im Dorf wird er in eine komplizierte Fehde um ein anderes junges Paar verwickelt, das kein Paar sein darf, weil die Frau jemand anderem versprochen wurde.

Jafar Panahi, der während der Dreharbeiten im Iran inhaftiert war, zeigt in «No Bears» auf, wie vor allem junge Menschen unter dem repressiven Regime leiden und nur noch flüchten wollen. Er sagt aber auch, dass die Erfahrungen im Exil teilweise genauso zermürbend sind.

Andererseits widmet er sich dem iranischen Stadt-Land-Konflikt, rückt Traditionen und Aberglauben ins Zentrum, die ihrerseits die Menschen an ihrer Freiheit hindern. Der Titel verweist auf die unsichtbaren Gefahren, die uns umgeben und durch die wir in unserer Angst gefangen bleiben.

Das wahrlich clevere an Panahis Geschichte ist aber, dass er mit seiner filmischen Metaebene die subversive Kraft und die ethischen Grenzen des Filmemachens untersucht. Wie viel Verantwortung am Lauf des Geschehens trägt das bewegte Bild eigentlich und wie viel Wahrheit transportiert es?

Sarah Stutte, Filmjournalistin und Redaktorin Medientipp

«No Bears» Iran 2022; Regie: Jafar Panahi; ProtagonistInnen: Jafar Panahi, Mina Kavani, Bülent Keser; Verleih: Filmcoopi; Homepage: filmcoopi.ch; Filmseite: https://www.filmcoopi.ch/movie/no-bears

Ab 27. Juli im Kino