Marija

Michael Koch erzählt von einer jungen Ukrainerin in Dortmund, die in einem Hotel als Reinigungskraft arbeitet und ihre Stelle verliert. Marija strebt nach einem besseren Leben. Sie träumt von einem eigenen Friseursalon. Doch die Hindernisse sind zahlreich und das Geld ist immer knapp. In Ihrer Not wirft sie alles in die Waagschale, um als Einwanderin in Deutschland zu überleben.

Mit dem Blick über die Schulter folgt die Kamera den Ereignissen, bleibt nahe an der Protagonistin dran. Der Film erreicht damit einen sozialen Realismus, der dem Publikum die Augen öffnet. Immer wieder gibt es Momente der Entscheidung. Marija gibt zuerst ihre Unabhängigkeit, dann ihre sozialen Beziehungen und zuletzt sogar ihre aufflammende Liebe auf, um den Traum vom eigenen Geschäft zu verwirklichen. Dabei bleiben ihre Entscheidungen immer nachvollziehbar und eine moralische Verurteilung verbietet sich. Mit Bertold Brecht liesse sich sagen: die Menschen sind gut, aber die Verhältnisse erlauben es nicht. So ergeht es auch der jungen Frau, die ein gutes Leben sucht, aber immer mehr in den Abgrund gleitet.

Der Film erzählt die Geschichte von osteuropäischen Frauen, die ums Überleben kämpfen und dabei oft ihren Körper verkaufen müssen. Marija verfolgt ihren Traum, indem sie ihre Intelligenz und Beziehungsfähigkeit einsetzt, mit fester Überzeugung und Beharrlichkeit. Die Qualität des Films überzeugte 2016 die Ökumenische Jury von Locarno.

Charles Martig, Filmjournalist Katholisches Medienzentrum

«Marija», Deutschland / Schweiz 2016, Regie: Michael Koch, Besetzung: Margarita Breitkreiz, Georg Friedrich, Sahin Eryilmaz; Verleih: Frenetic Films, Internet: http://www.frenetic.ch

Filmstart: 23. Februar 2017