Loveless

Der zwölfjährige Alyosha beeilt sich nicht, nach Hause zu kommen, weil ihn da der Rosenkrieg seiner Eltern Zhenya und Boris erwartet. Diese stecken nicht nur mitten in der Scheidung, sondern auch schon mitten in neuen Beziehungen, in denen ihr Sohn keinen Platz hat. Alyosha spürt die Ablehnung und schluckt sie weinend und unbemerkt in seinem Zimmer herunter. Lange unbemerkt bleibt dann auch sein plötzliches Verschwinden, das eine grosse Suchaktion seitens der Eltern und freiwilligen Helfern auslöst.

Regisseur Andrei Swjaginzew lotet in «Loveless» menschliche Abgründe aus und findet dafür verstörende, aufwühlende, schonungslose Einstellungen. Lange, düstere, bedrohliche Sequenzen sorgen für kaum auszuhaltende Spannung. Musik wird dezent und passend eingesetzt und unterstreicht die zermürbende Stimmung. Im Fokus stehen die Eltern mit ihren Charakteren und Lebensentwürfen, ihren Wünschen und Bedürfnissen, und ihren Fehlern und ihrer Lieblosigkeit. Alle Protagonisten denken scheinbar nur an sich – ausser die Freiwilligen der Hilfsorganisation, die durch ihr selbstloses und aufopferndes Engagement Hoffnung in den verzweifelten Alltag bringen.

Der Film bildet einen russischen Kontext ab und steht doch auch exemplarisch für alle Menschen, die von Lieblosigkeit betroffen sind – sei es, weil sie nicht die Liebe erhalten, die sie verdient hätten, oder weil sie sie selber nicht schenken.

Thomas Schüpbach, Pfarrer ref. Kirchgemeinde Zürich-Sihlfeld und Mitglied bei Interfilm

«Loveless», Russland 2017, Regie: Andrei Swjaginzew, Besetzung: Marjana Spiwak, Alexei Rosin, Matvey Novikov; Verleih: Cineworx GmbH, http://www.cineworx.ch; http://www.cineworx.ch/movies/loveless/

Kinostart: 10.05.2018