Licorice Pizza

«Zeig deinen Penis», schreit Alana ihren Freund Lance an. Er soll beweisen, dass er Jude ist. Dies, nachdem sie ihn ihren konservativen, jüdischen Eltern vorgestellt hat. Lance hatte dabei verkündet, dass er jüdisch geboren, aber Atheist sei. Ein No-Go für Alanas Eltern.

Paul Thomas Anderson beschreibt in dieser Szene das Zusammenstossen der Kulturen. Es ist 1973. Eine Zeit, gefangen zwischen sexueller Freiheit und bürgerlicher Moral. Darin wächst der 15-jährige Gary Valentine auf. Seine Karriere als Kinderstar neigt sich dem Ende zu, aber das stört den von Ideen und Selbstbewusstsein übersprühenden Teenager nicht.

Gary verliebt sich in die Mittzwanzigerin Alana Kane, die sich erst sträubt, sich dem Teenie-Charmeur aber dann doch nicht entziehen kann. Die beiden wandeln darauf wie in einem Traum durch Los Angeles und gründen eine Firma für Wasserbetten, versuchen sich als Schauspieler, geraten an einen verrückten Produzenten und in die politischen Wirren der Ölkrise. Sie streiten sich, gehen auseinander und finden doch immer wieder zueinander.

«Licorice Pizza» ist nicht einfach ein weiterer Coming of Age-Film. Angereichert mit einer grossen Portion 70er-Soundtrack, kecken Zitaten und fotografiert auf 35mm-Film, hat er alle Zutaten für ganz grosses Kino. Gebannt schaut man Gary und Alana zu, wie sie nach ihrem eigenen Leben suchen, dabei Erwachsene spielen und trotzdem Kinder bleiben. Ein berührender Film mit Zeitmaschinen-Effekt.

Silvan Maximilian Hohl, Filmemacher und Multimediaproduzent

«Licorice Pizza», Vereinigte Staaten 2021; Regie: Paul Thomas Anderson; DarstellerInnen: Alana Haim, Cooper Hoffman, Sean Penn; Verleih: Universal Pictures,
Filmwebsite: https://www.universalpictures.ch/micro/licorice-pizza

Ab 20. Januar im Kino