Les pires

Gabriel, ein spätberufener Regisseur, möchte im Problemviertel Cité Picasso in Boulogne-sur-Mer einen Spielfilm drehen. Weil er grösstmögliche Authentizität für sein Sozialdrama sucht, ist er hierhin, in den Norden Frankreichs, gereist und hat beim Casting die Kinder ausgesucht, die ihm am vielversprechendsten, also am schwierigsten erschienen. Die vier Halbwüchsigen Lily, Ryan, Maylis und Jessy sind alle in keinem einfachen Umfeld gross geworden und kämpfen mit ihren Problemen.

Lily vermisst ihren kleinen Bruder, der an Krebs verstorben ist und versucht diese Lücke mit Liebeleien zu füllen. Jessy gibt den coolen Macker, verdeckt damit aber tiefliegende Traumata. Ryan kann seine Emotionen nur schwer kontrollieren und lebt bei der Schwester, weil die Mutter psychisch labil ist. Nur Maylis lässt sich vom Film-Team und der Vorstellung von Ruhm und Geld nicht blenden. Sie bleibt wortkarg und springt vom Projekt ab, als Regisseur Gabriel – im Dienste der Dringlichkeit seines Films – die Grenzen des Verantwortbaren übertritt.

Lise Akoka und Romane Guerets «Les pires» ist ein unglaublicher Film! Die beiden jungen Regisseurinnen zeigen anhand des fiktiven Filmprojekts auf, wie schmal der Grat zwischen Ausbeutung und sozialem Engagement ist und wie leicht man Vorurteile nicht nur aufnimmt, sondern sogar untermauert. Die Kinderdarstellerinnen und -darsteller sind allesamt Laien und grossartig: sie verleihen ihren Figuren Glaubwürdigkeit und Tiefe. Eine Wucht von einem Film!

Natalie Fritz, Religionswissenschaftlerin und Redaktorin Medientipp

«Les pires», Frankreich 2022; Regie: Lise Akoka und Romane Gueret; ProtagonistInnen: Mallory Wanecque, Timéo Mahaut, Mélina Vanderplancke; Verleih: Outside the Box; Homepage: https://www.outside-thebox.ch; Filmseite: https://www.outside-thebox.ch/de/les-pires/

Ab 18. Mai im Kino