L’amour du monde

Gebannt schauen Margaux, Juliette und Joël dem Reiher zu, der an ihnen vorbeistakst. In Indonesien stünden Reiher für umherirrende Seelen, erklärt Joël den beiden Mädchen. «Dann ist dieser vielleicht meine Mutter», sagt die siebenjährige Halbwaise Juliette nachdenklich.

In «L’amour du monde» treffen drei junge, grundverschiedene Menschen aufeinander, die zwei Dinge gemeinsam haben: eine abwesende Mutter und das Gefühl, nirgends dazuzugehören.

Die vierzehnjährige Margaux macht ein Praktikum in einem Kinderheim. Sie lebt während dieser Zeit bei ihrem Vater. Der nimmt ihre Verlorenheit nicht wahr, er hat eine neue Freundin und keine Nerven für Teenieprobleme.

Im Heim gewinnt Margaux rasch das Vertrauen der unangepassten Halbwaise Juliette, die nur noch einen unzuverlässigen Vater hat.

Der Sommer ist heiss und die Heimkinder verbringen ihre Tage am Genfersee. Auf einem Ufer-Spaziergang mit Margaux büxt Juliette aus und wird von Joël, einem Fischer, vor dem Ertrinken gerettet. Aus diesem zufälligen Aufeinandertreffen spriesst eine zaghafte Freundschaft zwischen den drei.

Jenna Hasses Langfilm-Debüt schaffte es nicht grundlos in die Auswahl der diesjährigen Berlinale. Die Geschichte dieser Sommer-Freundschaft ist so fragil wie die verletzten und suchenden Seelen der drei Protagonist*innen. Sehnsüchte und Hoffnungen nehmen Gestalt an, nur um gleich darauf durch die nüchterne Realität zunichte gemacht zu werden. Eine bezaubernde Ode an das Leben mit all seinen Höhen und Tiefen.

Als Vorfilm läuft Jenna Hasses Erstlingsfilm aus dem Jahr 2014, «En Août» (9 Min.), mit der Darstellerin von Margaux, Clarisse Moussa, in der Hauptrolle.

Natalie Fritz, Religionswissenschaftlerin und Redaktorin Medientipp

«L’amour du monde», Schweiz 2023; Regie: Jenna Hasse; ProtagonistInnen: Clarisse Moussa, Esin Demircan, Marc Oosterhoff ; Verleih: Vinca Film; Homepage: https://www.vincafilm.ch/de/; Filmseite: https://www.vincafilm.ch/de/katalog/54-lamour-du-monde/

Ab 20. April im Kino