La sirène (Die Sirene)

Blut und Gewalt sind allgegenwärtig in Omids Leben – und zwar nicht erst, als sein Wohnort, die iranische Ölstadt Abadan, von den Irakern angegriffen wird. Bereits als kleiner Junge wird er Zeuge eines blutigen Rituals. Als nun die Angriffe auf Abadan beginnen, meldet sich sein älterer Bruder freiwillig, um an der Front zu kämpfen. Die Mutter und die jüngeren Geschwister verlassen die Stadt. Omid will nicht mit, bleibt bei seinem betagten Grossvater. Er ist ein Sturkopf, wie sein verschollener Vater, der einst als Kapitän zur See fuhr.

Das Bombardement nimmt zu, das Leben in der Stadt wird immer schwieriger. Trotzdem verharren immer noch viele Menschen in ihrem Zuhause. In der halbzerstörten Stadt verteilt Omid mit dem Motorrad Essen an die Dagebliebenen. Zufällig hört er eine Lage-Einschätzung eines hohen Militärs, der überzeugt ist, dass die Stadt bald fallen wird. Das bestärkt Omid darin, ein altes Schiff seetauglich zu machen und die Stadt zu verlassen. Und obwohl viele bleiben wollen – Unheil und Schmerz zum Trotz – schafft es Omid, alle, die er gerne hat, auf seiner Arche unterzubringen.

Sepideh Farsis erster Animationsfilm ist eindrücklich. Aus der Sicht des adoleszenten Omid erzählt «La sirène» vom Alltag in einer belagerten Stadt, von Schmerz, Trauer und Tod aber auch von Loyalität, Stärke und Hoffnung. Der Film ist eine Hommage an alle Iranerinnen und Iraner und alle Menschen, die der Unterdrückung trotzen und für ein selbstbestimmtes Leben kämpfen.

Natalie Fritz, Religionswissenschaftlerin und Redaktorin Medientipp

«La sirène (Die Sirene)» Frankreich/Deutschland/Luxemburg /Belgien 2023; Regie: Sepideh Farsi; Verleih: First Hand Films; Webseite: https://firsthandfilms.ch; Filmseite: https://firsthandfilms.ch/de/the-siren/

Ab 1. Februar 2024 im Kino