Kraft der Utopie – Leben mit Le Corbusier in Chandigarh

Akkurat und bis ins Detail geplant, bietet die nordindische Stadt Chandigarh ihren Bewohnerinnen und Bewohnern etwas, das in indischen Grossstädten selten ist: Freiraum. Die Stadt sollte nach der Teilung Indiens den neuen Regierungssitz des indischen Punjabs beherbergen. Auf Wunsch des damaligen Ministerpräsidenten wurde die Planstadt vom schweizerisch-französischen Architekten Le Corbusier verwirklicht.

Die Stadt ist ausgehend vom menschlichen Körper gebaut. In Chandigarh sollten die Menschen nicht nur wohnen, sondern sich treffen und entfalten können, egal woher sie kamen, welche Sprache sie sprachen und wieviel sie besassen. Bis heute atmet Chandigarh diesen Geist des kreativen Miteinanders und des kulturellen Austauschs.

Doch langsam zerfallen die Strukturen, die Stadt platzt aus allen Nähten. Nun muss man Wege finden, damit Chandigarh nicht zu einem Le Corbusier-Museum verkommt, sondern sich mit den Bedürfnissen der Menschen weiterentwickelt. Das ist ja die ursprüngliche Idee der Stadt, Lebensraum zu bieten, der allen entgegenkommt.

Thomas Karrer und Karin Bucher erzählen in ihrem Dokumentarfilm nicht nur die Entstehungsgeschichte von Chandigarh, sondern machen deutlich, wie sehr ein Lebensraum seine Bewohnerinnen und Bewohner und ihren Umgang miteinander und der Umwelt prägt. Chandigarh war eine westliche Utopie, die in Indien Form angenommen hat. Nun müssten wir sie im Westen zum konkreten Vorbild für urbanes Zusammenleben und Raumgestaltung nehmen.

Natalie Fritz, Religionswissenschaftlerin und Redaktorin Medientipp

«Kraft der Utopie – Leben mit Le Corbusier in Chandigarh» Schweiz/Indien 2023; Regie: Thomas Karrer und Karin Bucher; ProtagonistInnen: Siddharta Wig, Gurcharan Singh Chani, Deepika Gandhi; Verleih: cineworx; Homepage: https://www.cineworx.ch; Filmseite: https://cineworx.ch/movie/kraft-der-utopie-leben-mit-le-corbusier-in-chandigarh/

Ab 24. August im Kino