Just Like Our Parents

São Paulo. Innerhalb kürzester Zeit wird der 38-jährigen Rosa eröffnet, dass ihr geliebter Vater nicht ihr biologischer Erzeuger sei und ihre Mutter bald an Pankreaskrebs sterben werde. Zudem liegt der Verdacht nahe, dass ihr Ehemann Dado, der als Anthropologe und selbsternannter Weltverbesserer kaum zuhause ist, sie mit einer anderen Frau hintergeht. Rosas Welt bröckelt und sie versteht, dass sie gefangen ist in ihrer Rolle als Ehefrau, arbeitende Mutter und Tochter.

Sie kümmert sich nicht nur um die Erziehung ihrer Töchter und unterstützt ihren verrückten Vater finanziell, sondern ist als Werbetexterin praktisch allein für das Familieneinkommen zuständig. Allen versucht sie es recht zu machen und hat dabei ihre eigenen Bedürfnisse aus dem Blick verloren. Immer mehr fühlt sie sich wie «Nora» aus Henrik Ibsens gleichnamigen Drama – eingesperrt in einer Situation, die sie so nicht selbst gewählt hat. Rosa beschliesst, aus ihrem Alltag auszubrechen und sich auf die Suche nach sich selbst zu begeben.

Die brasilianische Regisseurin Laís Bodanzky zeigt auf einfühlsame Weise, aber mit kritischem Blick, wie schwierig es auch heute noch für Frauen – und Männer – ist, den Anforderungen, die die Gesellschaft an sie stellt, gerecht zu werden und sich dabei selbst nicht völlig aufzugeben. Dabei wird die Rolle der Familie als Ort der Selbstbestätigung, der Geborgenheit und des Konflikts sehr vielschichtig und realistisch in Szene gesetzt.

Natalie Fritz, Religionswissenschaftlerin und Redaktorin Medientipp

«Just Like Our Parents» («Como Nossos Pais»), Brasilien 2017, Regie: Laís Bodanzky, Besetzung: Maria Ribeiro, Clarisse Abujamra, Paula Vilhena; Verleih: cineworx, Internet: http://cineworx.ch/jetzt-im-kino/, Filmwebsite: https://cineworx.ch/movie/justlikeourparents/

Kinostart: 30.11.2017