Jusqu’à la garde

Mit dem Gerichtsprozess um das Sorgerecht von Kindern beginnt «Jusqu’à la garde» als kühles Sozialdrama. Miriam und Antoine Besson haben sich scheiden lassen. Die Frau beansprucht das Sorgerecht für ihre Kinder, Julien und Josephine. Der Vater akzeptiert nicht, dass ihm seine Kinder weggenommen werden und hat Rekurs eingereicht. Vor Gericht wird das Sorgerecht aufgeteilt. Und damit beginnt ein hochemotionales und erschütterndes Drama um Sorge und häusliche Gewalt.

In seinem Regiedebüt erzählt Xavier Legrand in dichten Bildern aus der Perspektive von Julien, aus dem Blickwinkel des Sohnes. Das macht die Stärke des Films aus. Hautnah lässt sich erleben, wie sich das Verhältnis zwischen Sohn und Vater verschlechtert. Der Junge ist Opfer einer fatalen Verstrickung, zeigt seine Gefühle nur mittels Mimik und Gestik, verweigert das Gespräch mit dem Vater. Antoine kontrolliert seinen Sohn, als wäre dieser in Gefangenschaft, lässt ihm keinerlei Privatsphäre und Freiheiten. Der Vater versucht mit allen Mitteln herauszufinden, wo sich seine geschiedene Frau aufhält. Die Dynamik der psychologischen Gewalt verstärkt sich und führt zur Eskalation.

Diese Geschichte will eigentlich niemand sehen und doch ist hier ein bewusstes Hinschauen besonders wichtig. Wie das geteilte Sorgerecht sich in Gewalt gegenüber Kindern entlädt, zeigt dieses Drama auf erschütternde Art und Weise. Ein Film, der nicht nur für Seelsorger und Sozialarbeitende wichtig ist.

Charles Martig, Filmjournalist kath.ch

Jusqu’à la garde, Frankreich 2017, Regie: Xavier Legrand, Darsteller: Léa Drucker, Denis Ménochet, Thomas Gioria, Mathilde Auneveux; Verleih: Filmcoopi Zürich; https://www.filmcoopi.ch/movie/jusqu-a-la-garde

Filmstart: 6.9.2018