Jupiter’s Moon

Zusammen mit Landsleuten flieht der junge Syrer Ayan Dashni in einem Hühner-Transporter. Nicht viele der Flüchtlinge überleben die anschliessende Schiffsfahrt. Als Ayan erschöpft den Fuss auf trockenes Land setzt, erwartet ihn schon ein ungarischer Polizist, Laszlo. Dieser schiesst den Neuankömmling brutal nieder. Noch unter Schock stellt der Verwundete aber fest, dass er auf wundersame Weise durch die Kraft seiner Gedanken schweben kann. In der Krankenabteilung des Flüchtlingscamps möchte Dr. Stern die Fähigkeit Ayans fortan für seine eigenen Zwecke ausnutzen: Der verschuldete Arzt kennt nämlich eine Menge reicher, religiöser Patienten, die er durch die Begegnung mit diesem schwebenden «Engel» bestimmt leicht ausnehmen könnte. Er gerät jedoch zwischen die Schusslinie von Laszlo, der Ayan jagt, um seinen ungerechtfertigten Schusswaffeneinsatz zu vertuschen. Wie durch ein Wunder entkommt Ayan schwebend und schafft das, was Dr. Stern in seiner Gesellschaft bemängelt: Männer, Frauen und Kinder schauen wieder auf zum Himmel.

Kornél Mundruczó zeigt das moderne Ungarn als einen unwirtlichen Ort. Korruption durchzieht die gesamte Gesellschaft. Das Thema der Flüchtlingskrise steht dabei nicht im Zentrum. Vielmehr fasziniert Mundruczó die Idee von Wundern in Krisenzeiten. Die Rückkehr der Menschlichkeit nach Europa – so heisst der Jupitermond mit gefrorenem Wasser – scheint für ihn nur noch durch Engelskraft möglich zu sein!

Ingrid Glatz, Pfarrerin, Co-Präsidentin Interfilm Schweiz

«Jupiter’s Moon», Ungarn 2017, Regie: Kornél Mundruczó, Besetzung: Merab Ninidze, György Cserhalmi, Mónika Balsa; Verleih: Outside the Box, Internetseite: https://outside-thebox.ch/de/jupiters-moon-2/

Kinostart: 03.05.2018