Jagdzeit

Alexander Meier ist ein Workaholic. Ein gewichtiger Grund, warum seine Frau ihn verlassen hat und das Verhältnis zu seinem Teenagersohn angespannt ist. Alle Zeit opfert der Finanzchef des Schweizer Automobilzulieferers Walser seiner Arbeit. Erst recht, als der neue CEO Hans-Werner Brockmann den serbelnden Konzern wieder auf Kurs bringen soll. Meier nimmt Etatkürzungen und Personaleinsparungen vor und hofft, dass seine Ideen Walser retten können. Doch Brockmann verfolgt andere Pläne und als diese scheitern, schiebt er die Schuld auf Meier. Worauf dieser eine drastische Entscheidung fällt.

Die fiktive Filmhandlung von Sabine Boss («Der Goalie bin ig») wurde durch mehrere Suizid-Fälle der letzten Jahre einiger namhafter Schweizer Topmanager inspiriert. Exemplarisch versucht die Regisseurin dabei aufzuzeigen, wie massiv sich der Druck in den oberen Etagen eines Unternehmens auf die Entscheidungsträger auswirkt – bis diese daran zerbrechen. Glaubhaft wird hier die Vereinsamung auf Kosten des Erfolgs zentriert und mit klugen japanischen Weisheiten auf eine Kultur angespielt, die für den «Tod durch Überarbeitung» gar ein eigenes Wort kennt. Stefan Kurt und Ulrich Tukur liefern sich stellenweise ein packendes Duell, ihre Figuren lassen dennoch Tiefe und Mehrdimensionalität vermissen. Trotzdem ist die in dieser Konsequenz erzählte Geschichte erschütternd angesichts der gesellschaftlichen Relevanz in der heutigen Zeit, in der Profit unser aller Leben dirigiert.

Sarah Stutte, Filmjournalistin

«Jagdzeit», Schweiz 2020, Regie: Sabine Boss, Besetzung: Stefan Kurt, Ulrich Tukur, Sarah Viktoria Frick, Verleih: Ascot Elite, www.ascot-elite.ch

Kinostart: 20. Februar 2020