Igor Levit – No Fear

Nein, ein furchtsamer Mensch ist Igor Levit nicht. Der Ausnahmepianist wagt sich nicht nur musikalisch immer wieder auf neues Terrain, sondern positioniert sich auch politisch mit einer dezidierten Meinung. So twittert er beständig gegen Antisemitismus und Rassismus oder spielt schon mal ein Konzert im von Aktivistinnen und Aktivisten besetzten Danneröder Forst.

Regina Schillings Dokumentarfilm verbindet diese beiden Seiten Levits gekonnt und zeigt uns einen faszinierenden Menschen. Einen, der sich einlässt – und zwar mit Haut und Haar. So auch auf das Projekt Dokumentarfilm. Ganz offen erzählt der Pianist von der Einsamkeit im Hotelzimmer, von Leistungsdruck und Unsicherheit.

Der Star scheint keine Allüren zu haben, ist ganz Mensch. Das spiegelt sich auch in der Zusammenarbeit mit Tonmeister Andreas Neubronner. Der erschöpfte Levit klopft den Takt der soeben eingespielten Aufnahme sanft auf Neubronners Arm mit und freut sich über dessen Lob. Es wird deutlich, warum Levit ein so brillanter Musiker ist, er ist empathisch. Während der Pandemie hat er mit 52 streambaren Hauskonzerten tausenden Trost gespendet.

Seine Empathiefähigkeit zeigt sich nicht nur im Umgang mit seinen Mitmenschen, sondern auch in den langen Konzertsequenzen, wo die Kamera ganz nahe am Pianisten bleibt und festhält, wie er die Tasten streichelt, dann heftig das Pedal tritt, wie er schwitzt und atmet, wie er mit der Musik leidet und sie geniesst. Keine Angst, scheint der Film zu rufen, traut euch!

Natalie Fritz, Religionswissenschaftlerin und Redaktorin Medientipp

«Igor Levit – No Fear» Deutschland 2022; Regie: Regina Schilling; ProtagonistInnen: Igor Levit, Andreas Neubronner, Antonello Manacorda; Verleih: Vinca Film; Homepage: https://www.vincafilm.ch/de/; Filmseite: https://www.vincafilm.ch/de/katalog/55-igor-levit-no-fear/

Ab 8. Juni im Kino