Go Home

Eine junge Frau kehrt in das verlassene Haus ihres Grossvaters im ländlichen Libanon zurück. Ihr, der Emigrantin, begegnet die Dorfgemeinschaft mit Skepsis. Trotzdem richtet sich Nada in der geplünderten Villa häuslich ein. Sie denkt nicht daran, «ihr» Heim zu verlassen. Zu viele Erinnerungen sind damit verbunden. Erinnerungen an ihren Grossvater, der während des Bürgerkriegs auf mysteriöse Weise verschwunden ist. Als ihr Bruder anreist, um das Haus zu verkaufen, stösst er bei Nada auf Gegenwehr. Getrieben von dem Wunsch, herauszufinden, was damals tatsächlich passiert ist, entrümpelt Nada Haus und Garten und immer mehr angsteinflössende Erinnerungsfetzen tauchen auf. Hatte ihr Grossvater wirklich Blut an seinen Händen? Gemeinsam reisen die Geschwister in den Süden des Landes, um die Geschichte des Grossvaters zu rekonstruieren und ihre eigene weiter zu schreiben. Die Frage «Wer bin ich?» liegt Jihane Chouaibs eindringlichem Film zugrunde. Gekonnt verbindet die libanesische Filmemacherin eine fesselnde Charakterstudie mit einer zaghaften Annäherung an die Geschichte ihrer Heimat. Als Zuschauerin kann man sich der Intensität von Nadas Gefühlen, die zwischen Einsamkeit und Geborgenheit, zwischen Furcht und Zuneigung mäandern, kaum entziehen. Auf Golshifteh Farahanis Gesicht spiegelt sich nicht nur das Gefühlsleben Nadas, sondern die Emotionen einer kriegsversehrten Gesellschaft, die einen Weg finden muss, um mit ihrer Vergangenheit weiterzuleben.

Natalie Fritz, Religionswissenschaftlerin und Redaktorin Medientipp

«Go Home», Frankreich/Schweiz/Belgien/Libanon 2015, Regie: Jihane Chouaib, Besetzung: Golshifteh Farahani; Maximilien Seweryn; Filmcoopi Zürich, http://www.filmcoopi.ch/filmreel-Go%20Home-de_CH.html

Kinostart: 28.09.2017