Giraffen machen es nicht anders – Die Vater-Spur

Walo Deuber hat kurz vor seinem Tod einen letzten Dokumentarfilm fertiggestellt, der sehr persönlich ist. Er dreht sich um existentielle Fragen: «Wer bin ich? Woher komme ich?». Es ist spannend zu verfolgen, wie der Regisseur seine eigene Lebensgeschichte aufarbeitet und auf die Suche nach seinem Vater geht. Emil Deuber ist in den 1950ern nach Afrika ausgewandert und hinterliess unter anderem Spuren in Sambia und Namibia. Ungeheuerlich und tragisch erscheint auf der Leinwand die Geschichte, die vom Vater Emil in der Anstalt Burghölzli erzählt, von der drohenden Entmündigung und von der Flucht auf einen anderen Kontinent. Als der Vater ging war Walo noch ein Teenager, der mit der Situation fertigwerden musste. Der Film ist schmerzhafte Vergangenheitsrekonstruktion und Hommage an die Wahrheit zugleich.

Walo Deuber nimmt diese Aufarbeitung anhand von Bildern, Briefen und Reisen nach Afrika nicht allein in Angriff. Er wird begleitet von Julie La Roche, seiner Tochter, die er gemeinsam mit der reformierten Pfarrerin Käthi La Roche als Kind adoptiert und grossgezogen hat. Beide – Vater und Tochter – haben unter der Abwesenheit des leiblichen Vaters gelitten, unter der Unsicherheit und unter ihren inneren Verletzungen. Damit eröffnet uns der Film eine doppelte Perspektive auf eine Familienkonstellation, die auf Heilung zielt, auch wenn die väterliche Absenz im Leben immer schmerzhaft präsent bleiben wird.

Charles Martig, Filmjournalist kath.ch

«Giraffen machen es nicht anders – Die Vater-Spur», Schweiz 2017, Regie: Walo Deuber, Besetzung: Walo Deuber, Julie La Roche; Verleih: Mythenfilm, http://www.mythenfilm.ch, Filmwebsite: http://www.mythenfilm.ch/giraffen/giraffen.html

Kinostart: 02.11.2017