Félicité

Der Film zieht uns unvermittelt rein in die Welt einer Kneipe in Kongos Hauptstadt Kinshasa. Hier wird musiziert, gesungen, getrunken, geflirtet, geprahlt und geprügelt. Félicité ist die mitreissende Sängerin der Band. Da erreicht sie die Nachricht, dass ihr Sohn Samo verunfallt ist. Félicité macht sich auf den Weg, um das für eine Operation nötige Geld aufzutreiben – unbeirrbar und stolz. Immer stärker wird ein Mann namens Tabu Teil ihres Lebens. Ihm gelingt es zwar nicht, während der 123 Filmminuten den defekten Kühlschrank von Félicité nachhaltig zu reparieren. Tabu ist es jedoch zu verdanken, dass die Lebensgeister von Samo und Félicité neu geweckt werden. Regisseur Alain Gomis ist in Paris geboren, hat aber westafrikanische Wurzeln.

Als Zuschauende zieht er uns in eine fremde und faszinierende Welt hinein: Die Kneipe und die staubigen Strassen Kinshasas, Stille und Lärm, die schnellen Rhythmen der Band und die Einspielungen des einzigen Symphonieorchesters Zentralafrikas, Depression und überschwängliche Lebensfreude, Auflehnung gegen die Mühen des Alltags und Akzeptanz derselben, Tag und Nacht. In verschiedenen Nacht- oder Traumsequenzen begleiten wir Félicité, die in einem Übergangsbereich zwischen Tod und Leben mäandert, und Anspielungen an die Taufsymbolik heraufbeschwört. So wie Félicité werden auch wir in jenen Szenen auf uns zurückgeworfen. Ein atmosphärisch dichtes Filmjuwel.

Dr. theol. Hermann Kocher, Pfarrer in Langnau i.E., Mitglied des ref. Arbeitskreises «Kirche und Film»

Félicité, Frankreich/Demokratische Republik Kongo u.a. 2017, Regie: Alain Gomis, Besetzung: Véro Tshanda Beya, Gaetan Claudia, Papi Mpaka, Verleih: trigon-film, http://www.trigon-film.org, http://www.trigon-film.org/de/movies/Felicite

Kinostart: 19.10.2017