Fallen Leaves

Es vergeht einige Zeit, bis im 20. Spielfilm des finnischen Kultregisseurs Aki Kaurismäki die beiden Hauptprotagonist:innen miteinander reden. Sie sehen sich zum ersten Mal in einer Karaokebar in Helsinki, um sich dann wiederholt zu begegnen und zu verlieren. Sie kämpfen sich durch ihren Alltag, träumen von der grossen Liebe, stürzen und stehen wieder auf, und wehren sich dagegen, als totes Blatt vom Lebensbaum zu fallen.

«Fallen Leaves» bildet liebevoll und gekonnt lokale Aspekte ab und geht gleichzeitig weit darüber hinaus: So wird der Film zur universalen Proklamation für Menschlichkeit und Solidarität. Mutig prangert der Regisseur gesellschaftliche Missstände an und gibt auch ein deutliches politisches Statement ab. Er fordert Respekt für alle Menschen, für die Natur und für alles, was in ihr lebendig oder tot ist. Gezielt lässt er im ganzen Film die Musik sprechen: alte und moderne Lieder erzählen die Handlung mit. Und immer wieder wird das Radio angemacht, in welchem Nachrichten zum Ukrainekrieg laufen.

Kaurismäki trumpft mit einem Film auf, der – wie von ihm gewohnt – bildgewaltig, intelligent arrangiert, ernst und doch humorvoll, zynisch und doch herzerwärmend ist. Seine Leidenschaft fürs Kino ist in jeder einzelnen Szene spürbar; und das letzte Wort des Films ist dann – neben vielen anderen zuvor gemachten Anspielungen – eine Verbeugung vor einem seiner grossen Vorbilder.

Thomas Schüpbach, Pfarrer ref. Kirchgemeinde Zürich und Mitglied bei Interfilm

«Fallen Leaves» (Kuolleet lehdet); Finnland 2023; Regie: Aki Kaurismäki; Besetzung: Alma Pöysti, Jussi Vatanen; Verleih: Filmcoopi Zürich, http://www.filmcoopi.ch

Kinostart: 14.09.2023