DOK. Gutachter des Bösen – Die Ära Frank Urbaniok

Die Diagnose Krebs war ein Schock. Nicht nur für Frank Urbaniok, sondern auch für seine Söhne und seine Frau. Urbaniok stand mitten im Leben, war Chefarzt des Psychiatrisch-Psychologischen Dienstes (PPD) im Zürcher Amt für Justizvollzug. Der wohl bekannteste und einflussreichste Psychiater der Schweiz, der den Justizvollzug massgeblich prägte. Sein Leben bestand vor allem aus Arbeit. 65-Stunden-Wochen waren normal. Urbaniok prägte einen Paradigmenwechsel: weg vom Schuld-, hin zum Präventionsprinzip. Die «Ära Urbaniok» endete an einem Freitag, als ihm sein Arzt eröffnet, er habe Bauchspeicheldrüsenkrebs. Urbaniok hatte eine statistische Überlebenschance von weniger als fünf Prozent. Inzwischen ist seine Perspektive besser, aber die Gefahr eines Rückfalls bleibt erheblich. Er bezieht heute eine Invaliditätsrente. Er braucht jeden Tag längere Ruhephasen und ist darum nur noch in einem kleinen Pensum als selbständiger Gutachter und Supervisor tätig