Disobedience

Ronit ist als alleinstehende Fotografin in New York tätig und geniesst dort ihre Unabhängigkeit. Deshalb gilt sie daheim in England als schwarzes Schaf ihrer jüdisch-orthodoxen Familie. Dann stirbt ihr Vater, ein anerkannter Rabbi, und Ronit kehrt zur Beerdigung zurück. Dort sieht sie sich mit den selben Vorwürfen und Unverständnis von einst konfrontiert. Die Situation spitzt sich zu, als die Leidenschaft zwischen ihr und ihrer heimlichen, inzwischen verheirateten Jugendliebe Esti neu aufflammt.

Sebastián Lelios erster englischsprachiger Film (Oscar 2018 für «Una mujer fantástica»), gewinnt vor allem durch seine Darsteller. So überzeugt auf der männlichen Seite Alessandro Nivola mit seinem dezent-emotionalen Spiel. In der Verfilmung des gleichnamigen Romans von Naomi Alderman brillieren jedoch in fast jeder Einstellung die beiden Rachels – Rachel Weisz und Rachel McAdams als sich anziehende, weil gegensätzliche Pole. Während Ronit damit zu kämpfen hat, dass ihr die Anerkennung ihres Vaters verwehrt blieb, hadert Esti mit ihren unterdrückten Gefühlen und der Angst, aus der Gemeinschaft ausgeschlossen zu werden. Beiden gemein ist jedoch ihr Streben nach innerem Frieden.

Die düstere Grundstimmung des Films lebt von einer tiefempfundenen, schmerzlichen Zurückhaltung, weshalb die gefällten Entscheidungen am Ende genauso schwer wiegen wie das Gewicht der Ablehnung, das sich mehr in bohrenden Blicken denn in offenen Worten spiegelt.

Sarah Stutte, Filmjournalistin

«Disobedience», USA 2017, Regie: Sebastián Lelio, Besetzung: Rachel Weisz, Rachel McAdams, Alessandro Nivola, Verleih: Pathé Films, http://www.pathefilms.ch, Homepage: https://bleeckerstreetmedia.com/disobedience

Kinostart: 29. November 2018