Die Päpstin

Finster ist das Mittelalter, kalt und rau, unfreundlich vor allem zu Mädchen. Schliesslich dürfen Frauen nicht allzu viel lernen, weil Denken unfruchtbar machen könnte. Vor Jahren war der Historienroman «Die Päpstin» von Donna Woolfolk Cross ein Bestseller. Nach ihm erzählt der Film von Johanna, die gegen den Widerstand des Vaters lesen und schreiben lernt, auf Umwegen an eine Domschule kommt, als junger Mann verkleidet in ein Kloster eintritt und schliesslich in Rom landet, wo sie sogar zum Papst gewählt wird. Nicht immer gelingt es dem Film, so zu fesseln und mitzureissen wie das Buch. Manches geht zu schnell, zuweilen huldigt der Regisseur argen Klischees. Gerade viele Vertreter des Christentums sind nicht besonders differenziert gezeichnet. Johannas Vater, Klosterbrüder oder Angehörige des päpstlichen Hofes scheinen nur Gewalt und Intrigen im Sinn zu haben. Die wenigen Lichtfiguren, denen Johanna begegnet, sind dann umgekehrt ausserordentlich gut und ritterlich.

An psychologischer Tiefe ist das Leinwandspektakel wenig interessiert, so bleibt auch Johannas theologisches Suchen und Denken im Dunklen. Wenn sie stoisch und klug ihren Weg geht, leiht ihr die Schauspielerin Johanna Wokalek ihr schönes und sprödes Gesicht. Unterhaltsam und interessant bleibt der Stoff auf jeden Fall, denn was wäre, wenn es eine Johanna doch gegeben hätte?

Christine Stark, Filmbeauftragte der Reformierten Medien
christine.stark@ref.ch

«Die Päpstin», Deutschland 2009, Regie: Sönke Wortmann, Besetzung: Johanna Wokalek, David Wenham, John Goodman, Anatole Taubman, Verleih: Monopol Pathé Films AG, Internet: http://www.pathefilms.ch, Filmwebsite: http://www.paepstin.film.de

Kinostart: 22. Oktober 2009

«Die Päpstin» – mit Rosmarie Zapfl im Kino
Kath.ch ist mit Rosmarie Zapfl ins Kino gegangen. Engagiert nimmt die Präsidenten von „alliance F“, dem Bund Schweizerischer Frauenorganisationen, zum Film Stellung.
Der Video-Beitrag ist abrufbar unter:
http://www.kath.ch/index.php?&na=13,0,1,0,d,42851