Der Staat gegen Fritz Bauer

Filme können zur Geschichtsschreibung einen herausragenden Beitrag leisten. Besonders im Genre des Biopic, der Erzählung aus dem Leben einer Persönlichkeit, tritt der Zeitgeist deutlich hervor. Regisseur Lars Kraume wirft einen Blick auf die wenig bekannte Rolle des Generalstaatsanwalts Fritz Bauer, der sich in den 1950er-Jahren für die Ergreifung Adolf Eichmanns einsetzte. Bauer hat einen wesentlichen Beitrag dazu geleistet, dass Eichmann in Jerusalem vor Gericht gestellt wurde und engagierte sich in den 1960er-Jahren für die Auschwitz-Prozesse in Deutschland.

Der Film lebt von der überragenden Schauspielerleistung von Burghart Klaussner. In einer spannungsreichen Dramaturgie wird vom Widerstand im deutschen Staatsapparat gegen die Verfolgung von Kriegsverbrechern erzählt. Bauer, der selbst homosexueller Jude war, versucht nach seiner Rückkehr aus dem dänischen Exil die Verantwortlichen für die Kriegsverbrechen des Dritten Reiches in Frankfurt vor Gericht zu stellen. Es handelt sich um ein aussichtsloses Unterfangen, denn die Regierung scheint fest entschlossen zu sein, die Vergangenheit zu verdrängen und den wirtschaftlichen Aufbau zu forcieren. Da Fritz Bauer der deutschen Justiz misstraut, nimmt er mit dem israelischen Geheimdienst Kontakt auf und begeht dabei Hochverrat. Der Film zeigt jedoch, dass es Fritz Bauer um die Zukunft Deutschlands ging und macht aus ihm einen Helden aus Überzeugung.

Charles Martig, Filmjournalist Katholisches Medienzentrum
charles.martig@kath.ch

«Der Staat gegen Fritz Bauer», D 2015, 105 Minuten, Regie: Lars Kraume, Besetzung: Burghart Klaussner, Ronald Zehrfeld, Lilith Stangenberg; Verleih: Look Now! Filmverleih, http://www.looknow.ch, Filmwebsite: http://www.derstaatgegenfritzbauer.de

Kinostart: 1. Oktober 2015

«Der Staat gegen Fritz Bauer» ist unser Film des Monats Oktober und als pdf abrufbar. Film-des-Monats-Archiv

Am Filmfestival Locarno 2015 wurde «Der Staat gegen Fritz Bauer» mit dem Publikumspreis Piazza Grande ausgezeichnet.