Der Imker

«Ich wollte meine Familie immer so ordnen, wie es die Bienen tun», sagt der Kurde Ibrahim Gezer zu Beginn des Films. Nie hätte er gedacht, dass er allein in einer Einzimmerwohnung wohnen würde, abhängig vom Sozialamt. Er kam als Flüchtling in die Schweiz, nachdem er im Krieg seine Tochter und seine Existenz – 500 Bienenvölker – verloren hatte. Sieben Jahre versteckte er sich in den Bergen; seine Frau nahm sich das Leben.

Beharrlich verfolgt er nun in der Schweiz sein Ziel, wieder als Imker zu arbeiten. Überzeugt, dass man behandelt wird, wie man andere behandelt, findet er immer wieder Hilfe. Gezers Verlorenheit in der Fabrik oder in der trostlosen Kantine steht im Gegensatz zu den Naturszenen, wo er Honigwaben, Brot und Zwiebeln für ein Picknick bereitlegt und um die Bienen regelrecht auflebt.

Regisseur Mano Khalil nimmt sich zurück, vermeidet eine zu starke Einflussnahme. Er lässt seine Figuren auch schon mal aus dem Bild und wieder hineintreten, während die Kamera statisch bleibt. Die Vergangenheit von Gezer wird nur gestreift, aber eine leise Traurigkeit ist auch in glücklichen Momenten zu spüren. Das ausdruckstarke Gesicht das Imkers, das oft gross aufgenommen wird, sowie seine Zuversicht und Freundlichkeit trotz Schicksalsschlägen machen den Film so bewegend. Da stört es kaum, dass die nachgestellten Szenen auf den Ämtern etwas hölzern wirken.

Andrea Lüthi

«Der Imker», Schweiz 2013, Regie: Mano Khalil, Dokumentarfilm, Verleih: Frenetic Films AG, Internet: http://www.frenetic.ch

Kinostart: 6. Juni 2013 – gratis zum Streamen auf http://www.playsuisse.ch