Das Kongo Tribunal

Der Vorspann von «Das Kongo Tribunal» verweist sachlich auf den Inhalt und endet mit dem Satz «es kümmert niemanden». Gemeint ist damit, was im Kongo passiert. Während der vergangenen 20 Jahre wurden im Kongo ca. 7 Millionen Menschen getötet.

Der Kongo ist ein Land mit reichen Bodenschätzen und fruchtbarer Erde. Kongos Reichtum kommt aber nicht der Bevölkerung zugute, sondern führt im Gegenteil zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen und zerstörter Natur. Milo Rau inszenierte im März 2015 ein fiktives Kongo Tribunal: eines im Kongo und fast parallel dazu eines in Europa. Das Tribunal ist nicht offiziell, aber öffentlich, sprich: das Publikum kommt zu Wort. Zu Wort im Kontext einer Situation, die sprachlos macht angesichts der Vorgänge, die unter anderem zu Plünderung und Vergiftung des Landes, zu Vertreibung der Bevölkerung oder Dörfern ohne Infrastruktur führten.

Ziel des Kongo Tribunals ist, Vertrauen in die Gerichtsbarkeit zu schaffen und alle Beteiligten zu Wort kommen zu lassen: Politiker, Vertreter der multinationalen Rohstoffkonzerne oder vertriebene Bauern.

Dieser Dokumentarfilm ist schwere Kost. Schnörkellos zeigt er Gräueltaten und bringt sie zur Sprache. Die Betroffenen und Beteiligten erhalten eine Stimme und ein Gesicht, sie nehmen teil am Tribunal, als Zeugen und Kläger. Der Film endet nicht in Wort- und Hilflosigkeit, sondern im Abspann mit Worten: Als Folge von Milo Raus Kongo Tribunal hat die Verbrechensaufarbeitung begonnen.

Eveline Saoud, Interfilm Schweiz

«Das Kongo Tribunal», Deutschland/Schweiz, 2017, Regie: Milo Rau; Besetzung: Sylvestre Bisimwa, Jean-Louis Gilissen, Vénantie Bisimwa Nabintu; Verleih: Vinca Film, Internet: http://vincafilm.ch/, Filmwebsite: http://vincafilm.ch/katalog/34-das-kongo-tribunal/

Kinostart: 23.11.2017