Cherchez la femme (Voll verschleiert)

Armand und Leila sind zwei glücklich verliebte Studenten der Politikwissenschaften. Ihr Migrationshintergrund (Leila: arabisch, Armand: persisch) spielt für beide in ihrem Alltag keine grosse Rolle. Für ihre jeweiligen Familien allerdings schon. So wurde Leila Armands Eltern noch gar nicht vorgestellt, weil sich Araber und Perser nicht sonderlich mögen. Hinzu kommt, dass diese sich für ihren Sohn eine Heirat in eine möglichst reiche Familie wünschen. Doch der heftigste Gegenwind bläst dem Paar in der Gestalt von Leilas älterem Bruder Mahmoud entgegen. Dieser kehrt radikalisiert aus dem Jemen zurück und lehnt die Beziehung ab. Armand weiss sich nicht anders zu helfen, als in einen Niqab zu schlüpfen und sich als Leilas beste neue Freundin auszugeben. Dummerweise verliebt sich Mahmoud in die scheinbar perfekte Frau.

Die französisch-iranische Dokumentarfilmerin Sou Abadi verwebt in ihrem Spielfilmdebüt auf spielerische Art beissende Religions- und Gesellschaftskritik mit der Situationskomik, die sich aus der irrwitzigen Ausgangslage ergibt. Klischees werden intelligent persifliert und radikale Weltbilder hinterfragt. Bei allem Witz und aller Kritik nimmt der Film seine Charaktere sowie deren Beweggründe jedoch stets ernst. Abadi ist ein leichtfüssiger, unterhaltsamer und trotzdem nachdenklicher Beitrag zu einer sehr aktuellen Thematik gelungen. Oder wie sie es selbst bezeichnete: «Ich habe die Tragödien meines Lebens genommen und sie in eine Komödie verwandelt.»

Sarah Stutte, Filmjournalistin

«Cherchez la femme» (Voll verschleiert), Frankreich 2017, Regie: Sou Abadi, Besetzung: Félix Moati, Camélia Jordana, William Lebghil; Verleih: Frenetic Films, http://www.frenetic.ch, Homepage: http://www.vollverschleiert-derfilm.de

Kinostart: 11. Januar 2018